Augenklinik Lenzburg und die Stadt Lenzburg arbeiten eng zusammen bei der Betreuung geflüchteter Menschen aus der Ukraine

Mariana Tabarkevych von den Sozialen Diensten der Stadt Lenzburg und Dr. med. Tim Enz in der Augenklinik Lenzburg

Seit über einem Jahr zwingen die gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Ukraine zahlreiche Menschen zur Flucht aus dem Land. Tausende haben den Aargau erreicht und sich in unserem Kanton niedergelassen. Die medizinische Betreuung der Geflüchteten gestaltet sich aufgrund der Sprachbarriere und der fehlenden Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten mitunter anspruchsvoll. In Sachen Augenmedizin und Optometrie hat sich jedoch rasch eine enge und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Sozialen Diensten der Stadt Lenzburg und der Augenklinik Lenzburg etabliert.

Eine der geflüchteten Personen aus der Ukraine ist Mariana Tabarkevych. Die 40-jährige Linguistin war als Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dolyna in der Westukraine tätig, als sie das Land verlassen musste. Via Polen und Deutschland kam sie im Frühjahr 2022 mit ihren beiden Kindern in die Schweiz, zunächst nach Wildegg, dann nach Lenzburg. Mariana Tabarkevych spricht fliessend Deutsch und blickt auf jahrelange Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung zurück, und entpuppte sich dadurch als Glücksfall für die Lenzburger Behörden. Kaum angekommen, nahm sie die Stadt Lenzburg in ihre Dienste und vertraute ihr die Koordination der Betreuung aller Schutzsuchenden aus der Ukraine an. In dieser Funktion begleitete Mariana Tabarkevych unzählige ihrer Landsleute in die Augenklinik Lenzburg.

 

Liebe Mariana, Du erlebst die Schicksale Deiner geflüchteten Landsleute hautnah mit. Wie würdest Du die Situation der Menschen beschreiben?

Die Flucht aus der Heimat kam plötzlich und unerwartet. Kaum jemand hat damit gerechnet. Viele mussten alles zurücklassen und in eine völlig ungewisse Zukunft aufbrechen. Das Leben hier in der Schweiz ist nicht immer einfach. Die meisten sprechen weder Deutsch noch Englisch, die Ausbildungsdiplome werden nicht anerkannt, das Heimweh und die Sorge um die Zurückgebliebenen plagen die Menschen. Die Integration der Schutzsuchenden in die hiesige Gesellschaft ist eine grosse Herausforderung, insbesondere auch bezüglich der medizinischen Versorgung. Die Menschen kennen das hiesige Gesundheitswesen nicht, die sprachliche Verständigung ist oftmals nur eingeschränkt möglich und die Krankenakten liegen nicht vor. In meiner Funktion als Koordinatorin und Betreuungsperson für die Ukrainischen Geflüchteten war und bin ich sehr gefordert.

 

Mit Blick auf die Grösse der ukrainischen Community ist es nicht überraschend, dass sich bald auch der Bedarf an augenärztlicher Betreuung ergab. Wie kam es, dass Du Dich an uns wandtest?

Der erste Kontakt ergab sich eher zufällig. Wir hatten einen älteren Mann in unserer Gruppe, der in der Ukraine eine Operation am Auge geplant hatte und diese vor seiner Flucht nicht mehr durchführen lassen konnte. Er wollte daher hier in der Schweiz einen Augenarzt aufsuchen. Meine Anfrage bei der Augenklinik Lenzburg wurde freundlich beantwortet und man hat uns einen zeitnahen Termin angeboten. Die ersten Besuche dann aber waren eine sehr positive Überraschung. Die Klinik ist sehr zentral gelegen, direkt am Bahnhof, und die Räumlichkeiten sind überwältigend schön. Das Personal ist ungemein freundlich und die Ärzte haben sich sehr viel Zeit genommen und sind auf alle Patientinnen und Patienten eingegangen. Dies obwohl ich meistens alles übersetzen musste und die Betreuung dadurch sehr viel aufwändiger wurde. Innerhalb der ukrainischen Gemeinschaft in Lenzburg hat sich das schnell rumgesprochen, sodass man bei Beschwerden mit den Augen oder dem Sehen fast schon automatisch einen Termin bei Euch haben wollte. Als primäre Ansprechperson der Geflüchteten lag es an mir, alle Termine bei Euch zu koordinieren. Dank Eurem zuvorkommenden und lösungsorientierten Sekretariat war das jedoch mehr Vergnügen als Last.

 

Im Laufe der Zeit erreichten uns mehr und mehr Deiner Landsleute auch aus anderen Regionen des Aargaus.  Zeitweise warst Du ein täglicher Gast in unserer Klinik.

Ja, tatsächlich. Meine Landsleute im ganzen Aargau sind sehr gut miteinander vernetzt, über Chatgruppen und Social Media. Das erlaubt keine Geheimtipps. Dass man an Eurer Klinik gut aufgehoben ist hat sich schnell rumgesprochen. Eine Rolle spielt wohl auch, dass Lenzburg das geographische und verkehrstechnische Zentrum des Kantons ist und aus allen Ecken und Enden des Aargaus schnell erreichbar ist. So wollten bald Leute aus Zofingen, Rheinfelden, Aarau oder Bremgarten einen Termin bei Euch. Da sie Übersetzung brauchten, war ich meistens mit dabei, obwohl ich für diese Menschen eigentlich nicht zuständig bin. Ich habe sehr viel Ehrenarbeit geleistet.

 

Was erwartest Du für die Zukunft der Ukrainischen Community in Lenzburg und im Aargau?

Langsam gelingt vielen Geflüchteten die Integration. Sie finden Arbeit und beginnen, Deutsch zu sprechen. Dadurch nimmt auch der Bedarf an Übersetzung ab. Mittlerweile muss ich beispielsweise auch nicht mehr alle Menschen zu den Arztterminen begleiten. Ich glaube, einige werden dauerhaft hier bleiben. Für die, die zurück in die Heimat gehen wollen, hoffe ich dass das bald möglich sein wird.

Liebe Mariana, wir wissen dein Engagement und die angenehme Zusammenarbeit mit Dir bzw. den Sozialen Diensten sehr zu schätzen. Vielen Dank an die Stadt Lenzburg und an alle unsere Patientinnen und Patienten für das Vertrauen und die Gelegenheit zu helfen!

Die Publikation dieses Artikels erfolgt mit Unterstützung der Sozialen Dienste und der Abteilung Kommunikation der Stadt Lenzburg.

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1 Jahr Augenklinik Lenzburg

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